Kleines Land, große Weine

Zwischen Dolomiten und Gardasee liegt das älteste Weinbaugebiet im deutschsprachigen Raum: Südtirol
Über 20 Rebsorten sind hier zu finden – vom Vernatsch über den Gewürztraminer, Sylvaner bis zum Lagrein. Die Lagen reichen von 200 Meter im Süden rund um den Kalterer See bis auf 1.000 Meter zu den schroffen Hängen des Eissacktales. Die rund 5.000 Weinbauern wissen sehr genau, was sie auf den insgesamt knapp 5.300 Hektar unterschiedlichem Terrain wo anbauen.
Erste Weißwein-Region Italiens
Was viele nicht vermuten mögen: „Südtirol ist in kurzer Zeit zu dem Weißweinland in Italien geworden“, wie uns Someliere Elisabeth Stelzer erzählt. Rund 60 Prozent Weißweine werden hier produziert. Im Vinschgau und im Eissacktal zum Beispiel, wo ein kühleres Klima vorherrscht und der Boden karger ist, fühlt sich vor allem der Weißwein besonders wohl: wie Weißburgunder, Riesling, Kerner Sylvaner und Veltliner. Auch in Salurn ist vorwiegend Weißwein zuhause. Chardonnay und Sauvignon werden vorrangig in Eppan und um den Kalterer See angebaut. Und dann gibt es noch eine Besonderheit, den Gewürztraminer, eine autochtone Sorte, der zu den gefragtesten Weinen Südtirols zählt. Mit seinem lieblichen Aroma von Rosen, Nelken und tropischen Früchten begeistert er vor allem Italiener: „80 Prozent werden nach Italien exportiert, die mögen ihn sehr. Bei uns in Südtirol wird er weniger getrunken“, meint die junge Weinexpertin aus Jenesien.
Charaktervoll und ausdrucksstark
Der „Rote“ spielt also eine kleinere, aber umso wichtigere Rolle. Vor allem die autochtonen Sorten, wie der Vernatsch oder Lagrein, sind die Vorzeigesorten der Region. Der Vernatsch ist die am meisten verbreitete rote Rebsorte und wird im Gebiet von Überetsch als „Kalterersee“ bezeichnet. Im Weinbaugebiet um Bozen ist er als „St. Magdalener“ bekannt, ein hellerer und leichterer Rotwein, der im Sommer gekühlt getrunken wird. Er schmeckt hervorragend zur typischen Jause, der Morende: „Auch Süditaliener haben ihn für sich entdeckt und trinken ihn kalt zum Fisch“, weiß Elisabeth. Der Lagrein wiederum zählt zu den roten Leitsorten Südtirols und hat ebenfalls rund um Bozen sein Hauptanbaugebiet. Die Weinberge reichen von der Stadt bis auf 900 Meter hinauf. Der Boden wird vom Quarz-Porphyr dominiert, mineralisch und der beste Untergrund für den Lagrein. Seine Farbe ist kräftig, fast lila. Südlich von Bozen, Richtung Gardasee, dominiert wiederum der Blauburgunder. Die warme Sonne untertags und der warme Wind von Süden trocknen die Trauben und geben dem kraftvollen Rotwein sein typisches Bouquet.
Große und Kleine
Es gibt die großen Weingenossenschaften, die dank Labor immer eine gleiche Qualität garantieren. Und dann gibt es auch einige kleine Weinbauern, die etwas experimentierfreudiger sind, bei denen jeder Jahrgang etwas anders schmeckt. Zu erwähnen wäre die Klosterkellerei Muri-Gries, die für ihren Lagrein Abtei Riserva bekannt ist. Oder das Weingut Rottensteiner außerhalb von Bozen am Weg nach Jenesien, das einen hervorragenden Lagrein Passito herstellt. Eine Besonderheit ist der „Lamarein“ vom Winzer Unterganzner in Kardaun mit 15,5 % Alkoholgehalt. Im Bozener Weinbaugebiet liegt die höchste Sektkellerei Europas: Arunda. Auf der Hochebene von Jenesien stellt Familie Reiterer auf 1.200 Metern Seehöhe prickelnde Kostbarkeiten nach klassischer Methode her. Spitzensekt aus den Alpen, der seinesgleichen sucht.
Weitere Beiträge















